Wiener Fleischer der Tradition: Horst Stierschneider im Interview!
Wiener Fleischermeister Horst Stierschneider bringt frischen Wind in die traditionsreiche Branche, während er zwischen historischen Anekdoten und modernen Herausforderungen in seinem Geschäft am 15. Bezirk aufzeigt, wie der Kampf um Qualität, Regionalität und Nachhaltigkeit in einer zunehmend industrialisierten Welt aussieht – ein eindringlicher Appell für die Zukunft des Wiener Fleischerhandwerks!
In einem charmanten Fleischgeschäft in der Wiener Märzstraße geht es lebendig und geschäftig zu. Hier stehen Sigrun und Horst Stierschneider hinter der Theke und bedienen ihre Kunden mit einer Auswahl an köstlichem Fleisch, während im Hintergrund eine Studentin genussvoll ihren Mittagstisch genießt. Die Tradition der Fleischerei in Wien hat eine lange Geschichte, die Horst Stierschneider noch gut in Erinnerung hat. Er erzählt von den Anfängen im Jahr 1956, als Tiere noch zum Großvater getrieben wurden und im Hof geschlachtet wurden. Heute sind solche Zeiten kaum vorstellbar, und der Betrieb hat sich weiterentwickelt.
Horst Stierschneider, ein erfahrener Fleischermeister und Wiener Innungsmeister, spricht offen über hochwertige Fleischoptionen und die Herausforderungen der modernen Fleischwirtschaft. „Für mich steht der Geschmack an erster Stelle, bevor es um Bio-Zertifizierungen geht“, erklärt Stierschneider. Er ist der Meinung, dass die Qualität des Fleisches für den Kunden am wichtigsten ist. Während er die Massenproduktion kritisiert, bietet er stolz bio-zertifiziertes Lamm und Kitz an und stellt sicher, dass seine TiereRegional sind und nicht aus über 600 Kilometer Entfernung transportiert werden. Das spricht die Verbraucher an, die sich zunehmend für regionale Produkte interessieren.
Nachhaltigkeit und Regionalität im Fokus
Stierschneider ist sich der Verantwortung bewusst, die mit der Fleischproduktion einhergeht. Er betont, dass man als Fleischer keine verwertbaren Teile wegwerfen sollte. Ein Trend, der in der Gastronomie immer populärer wird, ist die ganzheitliche Nutzung des Tieres – das sogenannte ‚From Nose to Tail‘. Das bedeutet, dass nicht nur die klassischen Stücke, sondern auch weniger gefragte Teile des Tieres kreativ zubereitet werden. „Das ist ein hervorragender Ansatz, um Abfall zu minimieren und kreative Gerichte zu kreieren“, sagt er.
Im Geschäft wird täglicher frisch zubereiteter Mittagstisch angeboten, der bei den Kunden sehr beliebt ist. Stierschneider stellt sicher, dass alles selbst gemacht ist, sogar der Kartoffelsalat. „Es ist wichtig, die Tradition der Hausmannskost zu bewahren“, betont er. Gerade in einer schnelllebigen Zeit ist es eine Herausforderung für viele Menschen, die Zeit zum Kochen aufzubringen. Mit ihrem Angebot an hausgemachten Gerichte trifft die Fleischerei den Nerv der Zeit und sichert sich ein treues Publikum.
In Wien ist die Zahl der traditionellen Fleischereien im Rückgang begriffen. Stierschneider erklärt, dass die Branche früher einmal mit über 2.400 Betrieben blühte, doch heute gibt es für rund zwei Millionen Einwohner nur noch zwölf Betriebe, die selbst produzieren. Er fordert eine Rückbesinnung auf handwerkliche Qualität und eine Förderung des Fleischerhandwerks, um der Nachwuchssituation entgegenzuwirken.
Die Fleischerei Stierschneider ist nicht nur ein Familienbetrieb, sondern auch ein Teil der Wiener Tradition, der für seine hochwertigen Produkte und die enge Verbindung zu den regionalen Landwirten bekannt ist. Wenn Sie also auf der Suche nach Fleisch von bester Qualität mit einem Hauch von Wiener Charme sind, lohnt sich ein Besuch in der Märzstraße auf jeden Fall.
Bild:
Fleischermeister und Wiener Innungsmeister Horst Stierschneider. © Henry Gasselich