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Tierwohl im Fokus: Warum Österreichs Fleischkonsum sich ändern muss!

Österreichs Fleischkonsum droht in eine Krise zu geraten, denn während die Nachfrage nach Tierwohl und Bio steigt, bleibt der tatsächliche Einkauf bei billigem Fleisch; Maria Fanninger von "Land schafft Leben" fordert eine radikale Wende im Konsumverhalten - nur so kann sich die Haltung von Tieren nachhaltig verbessern!

Die Liebe der Österreicherinnen und Österreicher zu Fleisch ist ungebrochen! Egal, ob in Form von Schnitzel, Kotelett oder dem klassischen Schweinsbraten – auf dem Teller landet im Durchschnitt fast 34 Kilogramm Fleisch pro Person jährlich. Unter den Fleischsorten sticht vor allem das beliebte Schweinefleisch heraus. Doch immer mehr Menschen fragen sich: Wie wurden die Tiere gehalten, bevor sie auf den Teller kamen? Diese Frage hat für viele Konsumenten an Bedeutung gewonnen.

Eine aktuelle Umfrage des Roll-AMA zeigt, dass etwa die Hälfte der Befragten angibt, dass ihnen das Tierwohl beim Kauf von Fleischprodukten wichtiger geworden ist. Dennoch sieht die Realität anders aus: Der Anteil von Bio- und Tierwohl-Fleisch liegt derzeit bei nur vier beziehungsweise drei Prozent. Das bedeutet, dass viele von uns zwar den Wunsch äußern, verantwortungsvoller zu konsumieren, beim Einkaufen aber oft doch zum günstigsten Produkt greifen.

Einfluss der Konsumenten auf die Fleischproduktion

Maria Fanninger, die Gründerin des Vereins Land schafft Leben, betont die Verantwortung der Käuferinnen und Käufer: „Wir wünschen uns bessere Haltungsbedingungen für Nutztiere. Allerdings greifen wir im Supermarkt dann doch oft zum billigsten Fleisch.“ Diese Tatsache steht in starkem Kontrast zu dem wachsenden Bewusstsein für Tierwohl. Die Landwirtschaft gibt klar das Signal, dass man sich in Richtung besserer Haltungsbedingungen bewegen möchte, während der Einzelhandel mit neuen Marken und Produkten reagiert. Doch ohne einen aktiven Konsumenten, der auch zu Tierwohlprodukten greift, wird sich nichts ändern. Wenn wir also einen Wandel in der Produktion herbeiführen möchten, müssen wir auch unser Einkaufsverhalten ändern!

Herkunft ist auch in der Gastronomie wichtig

Das Umdenken soll nicht nur im Supermarkt, sondern auch in der Gastronomie stattfinden. Schließlich essen wir oft Fleisch nicht nur zu Hause, sondern auch in Restaurants und Cafés. Um eine nachhaltige Fleischproduktion zu fördern, ist es wichtig, dass auch dort Bio- und Tierwohl-Produkte Beachtung finden. Maria Fanninger sieht großes Potenzial darin, die Produktionsbedingungen durch bewusste Kaufentscheidungen zu beeinflussen. Ob im Restaurant oder beim Einkauf – der Fokus auf Herkunft und Haltungsbedingungen sollte immer vorhanden sein.

Eine interessante Tatsache: Österreich produziert mehr Schweinefleisch, als es selbst benötigt. Mit etwa 450.000 Tonnen jährlich liegt der Selbstversorgungsgrad bei 104 Prozent. Ein Teil des produzierten Fleisches wird exportiert, während gleichzeitig viele Teile des Schweins – wie Ohren oder Schwarte – in der heimischen Küche wenig gefragt sind. Diese weniger beliebten Teile finden ihren Weg in andere Länder, während die begehrten Stücke hierzulande bleiben.

Aber nicht nur die Herkunft und Haltung sind wichtig – auch der Preis spielt eine entscheidende Rolle. In vielen anderen europäischen Ländern wird Fleisch günstiger produziert, was vor allem in der Gastronomie und bei verarbeiteten Produkten spürbar ist. Hier könnten Verbraucher, die eine Kennzeichnung der Herkunft fordern, dazu beitragen, dass die Schweinehaltung in Österreich schnell Fortschritte macht. Maria Fanninger betont: „Hier sehe ich großes Potenzial in einer verpflichtenden Kennzeichnung bis auf den Teller.“ Nur so können Verbraucher natürlich informierte Entscheidungen über das Fleisch treffen, das sie unterstützen möchten.

Bild:
Schwein: Bio- & Tierwohlanteil steigt, Konsum ändert sich nur langsam. © Land schafft Leben, 2024

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